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Laien sorgen für ausverkauftes Haus

Grimmaer Ortsteil Nerchau feiert Ersterwähnung vor 1040 Jahren

Grimma/Nerchau. Ohne große Stars, dafür mit jeder Menge Herzblut feierten die Nerchauer am Sonnabend im Bürgerzentrum die Ersterwähnung ihres Ortes im Jahr 974. Laienkünstler warfen ihr Können in die Waagschale für das bunte Programm.
Kurzentschlossene hatten schlechte Karten. “Die Veranstaltung ist ausverkauft!” Die dicken Lettern prangten am Eingang des Bürgerzentrums. “Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass eine Veranstaltung in Nerchau ausverkauft ist, wir hätten gut und gern 50 Karten mehr unters Volk bringen können”, freute sich “Thomas von Nerchau” alias Thomas Glaser. Für das Mitglied des Organisationsteams, dem ferner Verena Mannschatz und Heimatvereinsmitglied Elke Weniger angehörten, war dies Bestätigung dafür, dass es nicht zwingend namhafter und kostenintensiver Akteure bedarf, um für Kultur auf dem Land zu sorgen. “Es gibt genügend begabte Nachwuchskünstler, denen man mit Veranstaltungen dieser Art eine Plattform geben kann und auch sollte, und ich denke und hoffe, dass dies nicht die letzte ihrer Art in Nerchau war und sie vielleicht sogar als Anregung für andere Ortschaften dienen kann”, so Glaser.
Begabte Nachwuchskünstler erheischten Beifall, etwa in Person von Zauberer Jacob Eisner, der Mädchengruppe “Déjà-vu” sowie dreier junger Männer, die in Anlehnung an die legendären “Comedian Harmonists” Klassiker wie “Mein kleiner grüner Kaktus” und “Veronika der Lenz ist da” zum Besten gaben. Mit Hits der 30er-Jahre überzeugten Sebastian Simon, Patrick Brückom und Maximilian Eckert – alle 22 Jahre alt – auf der Bürgerzentrum-Bühne. Autodidaktisch hatten die jungen Männer die Titel zuvor einstudiert. “Wir sind in der 9. Klasse anlässlich eines Tages der offenen Tür von unserer Musiklehrerin zu einem solchen Auftritt angeregt worden, und seitdem treten wir hin und wieder im privaten Rahmen auf”, erzählt Patrick Brückom.
Dagegen zählen die Akteure des Nerchauer Sportvereins, die sich gleich mit zwei ihrer Abteilungen – den Kunstradfahrern und den Turnerinnen – in das Jubiläumsfest eingebracht hatten, mit vielen öffentlichen Auftritten zu den Profis. “Dem Sportverein sind wir für sein großes Engagement zu besonderem Dank verpflichtet”, sagte Thomas Glaser. Darüber hinaus hätten fast alle Künstler ihre Bereitschaft zur Mitgestaltung erklärt, zudem hätten regionale Gewerbetreibenden gespendet. Auch Glasers Frau Jenny verzauberte die Jubiläumsfest-Gäste mit einer orientalischen Tanzdarbietung. Seit einem guten Jahrzehnt frönt die Stewardess diesem Hobby und gibt mittlerweile sogar Kurse an der Volkshochschule. “Durch ihren Beruf kommt sie regelmäßig in Regionen, in denen sie Anschauungsunterricht nehmen kann”, verriet Gatte Thomas das Geheimnis ihrer Professionalität.
Professionell, wie man es von einem Landtagsabgeordneten nicht anders erwartet, füllte auch Svend Gunnar Kirmes seine Rolle als Chronist “Gunnar von Sachsen” aus. “Die Nerchauer besitzen doch tatsächlich im positiven Sinn die Dreistigkeit, ihr Gründungsjubiläum vor dem der Stadt Leipzig zu feiern”, so der Grimmaer CDU-Landtagsparlamentarier.
Roger Dietze

LVZ Muldental vom 05.05.2014

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