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Hightech für Abwässer und Grenzen beim Werksverkehr

Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt informiert sich bei Kanal-Türpe in Döben.

Grimma/Döben. Zum Schluss ging es hautnah an die Technik. Eines der zwei Kanalreinigungsfahrzeuge, die auf dem Hof der Kanal-Türpe Döben GmbH & Co. KG parkten, ist allein 600.000 Euro wert. Es ist mit einer Wasserrückgewinnungsanlage ausgestattet und spült die Kanäle auch mit angesaugtem Schmutzwasser, das zuvor im Fahrzeugbauch aufbereitet wird. Rund 500.000 Euro investiert der Fachbetrieb jedes Jahr in seine hochmoderne Flotte, die derzeit aus 30 Spezialfahrzeugen besteht.

Am Mittwoch machte sich Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU) ein Bild vom erfolgreichen Familienunternehmen und wurde dabei mit mancher Problematik konfrontiert. Er war auf Einladung des Landtagsabgeordneten Svend-Gunnar Kirmes (CDU) in den Grimmaer Ortsteil gekommen.

Der 1990 gegründete Fachbetrieb, der an seinen drei Standorten 60 Mitarbeiter zählt, hat sich in seiner Branche breit aufgestellt. Das Spektrum umfasst die Rohr- und Kanalreinigung, TV-Befahrung, Dichtheitsprüfung und Reparatur von Abwasserstrecken. Das Unternehmen transportiert flüssigen Abfall und Sonderabfall – unter anderem für namhafte Firmen wie Porsche, BMW und die Total-Raffinerie Leuna – und bereitet einen Teil davon in seiner chemisch-physikalischen Behandlungsanlage im benachbarten Döbeln auf. Die moderne Anlage, die zur 2008 gegründeten Umwelt-Tochter gehört, bezieht seit vorigem Jahr ihren Strom von einer eigenen Photovoltaik-Strecke auf dem Dach. Für die freiwilligen Maßnahmen im aktiven Umweltschutz gab es jetzt die Plakette der sächsischen Umweltallianz 2019.

Im April hat die Firma ihre Niederlassung in Leipzig eröffnet, wodurch sich der Weg zu vielen Kunden verkürzt und weniger Kilometer anfallen – eine Frage der Wirtschaftlichkeit und des Umweltschutzes, wie Geschäftsführerin Andrea Türpe-Gil erläuterte. Am Standort etabliert Kanal-Türpe auch ein Umwelt- und Bildungsprojekt, das 2020 mit einem multimedialen Showroom nebst Versuchsstrecken und Schulungslabor komplettiert wird. Neben der Aus- und Weiterbildung will der Betrieb über die Zusammenhänge von Wasser und Abwasser aufklären – Kinder und andere Neugierige ebenso wie Kunden oder Hausverwaltungen. Und er will werben für sein Berufsfeld. Kanal-Türpe nimmt jedes Jahr für den Eigenbedarf zwei Azubis auf; laut Türpe-Gil wird der hoch spezialisierte Beruf künftig Umwelttechniker und nicht mehr Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice heißen.

In Deutschland seien 60 Prozent der privaten und öffentlichen Kanalnetze defekt und müssten saniert werden, sagte Türpe-Gil, deren Unternehmen auch in die Forschung investiert und nach Innovationen verlangt.

Sie erinnerte an die gesetzlich vorgeschriebene Plicht zur Dichtheitsprüfung, vielen Kommunen fehle dafür aber das Geld. So bestehe die Gefahr der Verschmutzung des Grundwassers. Ihre Firma arbeitet unter anderem mit einem Verfahren, bei dem Rohre ohne Aufschachten repariert werden. Kunststoffschläuche, sogenannte Liner, werden ins Rohr geschossen und verschließen die Lecks.

Die Firmenchefin brachte auch ein Beispiel hemmender Bürokratie. Zwischen Döben und Döbeln werde dem Betrieb kein Werksverkehr genehmigt, die Landkreise Leipzig und Mittelsachsen würden die Regelungen unterschiedlich auslegen. „So haben wir doppeltes Begleitscheinverfahren“, beschrieb sie den Aufwand. Der Umweltminister bat, ihm den Vorgang zukommen zu lassen und zeigte sich abschließend beeindruckt über die innovative Tätigkeit des Unternehmens.

VON FRANK PRENZEL

LVZ Muldental vom 16.08.2019

Bild: privat

v.l. Staatsminister Thomas Schmidt, Svend-Gunnar Kirmes MdL, Geschäftsführerin Andrea Türpe-Gil, Prokurist Christian Gil

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