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Entwicklungschance für Muldental nutzen – Grimmas als Leuchtturm für Wasserstoff ausbauen

„Eine Studie der Handelshochschule Leipzig und der Verbundnetz Gas AG zeigt, dass ostdeutsche Kommunen Investitionen in die Energieinfrastruktur vernachlässigen. Das hat mich nachdenklich gemacht“, zeigt sich Svend-Gunnar Kirmes über die Prioritätensetzung der befragten Kommunen erstaunt. „Investitionen in Bildung und Kinderbetreuung stehen richtiger Weise an erster Stelle. Doch sollten Investitionen in die Infrastruktur nicht vernachlässigt werden, zumal die Kommunen einen Versorgungsauftrag der Bevölkerung haben.“

Die Auswertung der gemeinsamen Studie der Handelshochschule Leipzig (HHL) und der Verbundnetz Gas AG (VNG) beleuchtete die Prioritätenlisten ostdeutscher Gemeinden. Insgesamt wurden 36 Kommunen mit weniger als 60.000 Einwohnern befragt. Die Studie fand heraus, dass den Bereichen Bildung, Kinderbetreuung und Straßenbau sehr große Bedeutung bei öffentlichen Investitionen eingeräumt werden. Dem gegenüber fallen Investitionen in die Energieinfrastruktur deutlich ab. „Durch den bevorstehenden Ausstieg der Bundesrepublik aus der Braunkohle macht der Freistaat Sachsen und der Landkreis Leipzig einen gewaltigen Transformationsprozess durch. Nicht nur viele Arbeitsplätze in der Braunkohle werden verloren gehen und bestehende Industriezweige werden verschwinden. Noch vor dem Ende der Braunkohleförderung muss die zukünftige Energieversorgung und Mobilität komplett neu gedacht und organisiert werden“, wagt Kirmes einen Ausblick auf den bevorstehenden Ausstieg aus der Braunkohle.

Die Ankündigung des neuen Geschäftsführers der Stadtwerke Grimma, zukünftig auf Wasserstoff zu setzen und nach Möglichkeit eine Produktionsanlage an der Autobahn 14 zu errichten, stößt bei Kirmes auf Zustimmung. „Im Wasserstoff liegt eine Chance für unsere zukünftige Mobilität und die Energiegewinnung. Vor allem, wenn es „grüner Wasserstoff“ ist, der aus erneuerbaren Energien regional produziert wird. Die Produktion von Wasserstoff könnte neue Arbeitsplätze in Grimma schaffen und die dauerhaften Versorgungssicherheit mit grünem Strom bzw. Energie sichern“.

Bereits frühere Pläne, wie etwa einer Wasserstoffbetriebenen S-Bahn in Grimma stießen auf positive Resonanz bei Kirmes. „Die Idee der Wasserstoffproduktion in Grimma hat einen gewissen Charme. Zumal wenn eine Wasserstoffbetriebene S-Bahn durch das Muldental fährt und in Grimma mit regional erzeugtem Kraftstoff betankt werden könnte. Diese Idee sollte meiner Ansicht nach unbedingt weitergedacht und auf ihre Realisierbarkeit geprüft werden“, ist Kirmes von den möglichen Potentialen überzeugt. „Auch Vaun Viatec beabsichtigt zukünftig Wasserstoffbetriebene Fahrzeuge herzustellen. Warum sollen sich hier nicht Synergien zum Wohle des Industriestandortes Grimma ergeben, wenn sich die interessierten Akteure vernetzen? Wenn dadurch dauerhaft Arbeitsplätze gesichert und neue Geschäftsfelder erschlossen werden können, ergibt sich doch nicht nur für die Unternehmen, die Energieerzeuger und die Stadt eine Win-Win-Situation“, ist Kirmes von den Möglichkeiten überzeugt.

 

„Innovativer Nahverkehr ist der beste Green Deal für Sachsen“

„Die Pläne des Zweckverbandes für die zukünftige Anbindung Grimmas an das mitteldeutsche S-Bahn-Netz sollen nun endlich Gestalt annehmen, wie aus der LVZ zu entnehmen war. Es wird auch Zeit, dass unsere Bemühungen, Grimma als das Oberzentrum im Muldental an einen attraktiven Nahverkehr anzuschließen, nun voran kommen sollen. Bereits die Unterstützung des Landes für die von Colditz ausgehenden Bestrebung die alte Muldentalbahn wieder zu aktivieren ist ein wichtiges Zeichen für die Region und stärkt den ländlichen Raum“, ist der  Landtagsabgeordnete Svend-Gunnar Kirmes (CDU) über die positiven Entwicklungschancen erfreut. „In Anlehnung an das gemeinsame Projekt des Landkreises und des ZNVL wünsche ich mir, dass das Muldental mit diesen beiden Projekten  weiter „in Fahrt“ kommt.“

“Die LVZ berichtete in ihrem Lokalteil über Pläne des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) für die Ausschreibung des Nahverkehrs ab 2025 den Einsatz innovativer Verkehrs- und Antriebstechnicken zu prüfen. Die Verlagerung des Individualverkehrs von der Straße auf die Schiene, gerade in Ballungsgebieten um die großen sächsischen Städte, wie zwischen Leipzig und Dresden ist das beste Mittel zu einem effektiven Umweltschutz“, ist Kirmes von der Notwendigkeit eines attraktiven ÖPNV-Angebotes für den Umwelt- und Klimaschutz überzeugt.

“Die Idee des Wasserstoffantriebes finde ich besonders reizvoll, zumal sich der Freistaat Sachsen und seit kurzem auch die Bundesregierung für diese bisher unterschätzte Energie- und Antriebsform stark machen wollen. Sollte das Muldental dafür als Modellregion oder gar als Vorbild  in ganz Deutschland dienen, wäre das ein absoluter Imagegewinn für die Region“, ist Kirmes überzeugt. „Dafür werde ich weiterhin auch  auf Landesebene stark machen.“

 

 

 

Kommt jetzt der Wasserstoffzug?

 

Der ZVNL hat eine Studie in Auftrag gegeben, um auf der Strecke Leipzig-Grimma-Döbeln sowie weiteren Abschnitten alternative Antriebe einzusetzen.

Landkreis Leipzig/Grimma. Die Forderung nach einer besseren ÖPNV-Anbindung für Grimma ist hinlänglich bekannt. Jetzt sieht Oberbürgermeister Matthias Berger (parteilos) erstmals Licht am Ende des Tunnels. „Grimma bekommt 2025 endlich einen S-Bahn-An-schluss“, verkündete der Stadtchef nach Gesprächen mit dem Zweckverband für den Nah-verkehrsraum Leipzig (ZVNL). Seit Jahren gibt es Bestrebungen, die ehemalige Kreisstadt ans mitteldeutsche S-Bahn-Netz anzuschließen. „Bisher ist dazu schon vieles erklärt und angekündigt worden. Aber jetzt haben wir die Situation, dass sich diese Vision erstmals manifestiert.“ Bestellt wird der Verkehr auf dem Gleis vom ZVNL. Der Verband, so Berger, habe jetzt konkrete Beratungsleistungen für die Vorbereitung des Einsatzes innovativer Antriebe im Mitteldeutschen Revier ausgeschrieben. Es gehe darum, mit dem nächsten Fahrplanwechsel weitere Klimaschutzziele zu erreichen. Dafür sollen die bisher mit Dieselfahrzeugen bediente Strecke Leipzig-Grimma-Döbeln betrachtet werden, ebenso der Abschnitt Grimma-Groß-bothen-Colditz-Rochlitz. Innovative Lösungen wollen die Akteure auch auf einer weiteren Strecke – der Verbindung Leipzig-Zeitz-Gera – befördern. Hiervon würde maßgeblich die Stadt Pegau profitieren, die ebenfalls seit Jahren um eine bessere Zuganbindung kämpft.

Von der neuen Untersuchung erhofft sich der ZVNL schon bis September eine umfassende Entscheidungsgrundlage für den Einsatz innovativer Antriebe. Spätestens jetzt haben damit konkrete Vorplanungen für die 2025 anstehende Neuausschreibung der Verkehrsleistungen begonnen. Für Matthias Berger ist dabei zweitrangig, welche technologische Lösung am Ende verfolgt wird. „Auf jeden Fall geht es in Grimma um einen 30-Minuten-Takt, der uns endlich das Label S-Bahn beschert.“ In Erinnerung dürfte vielen noch die Fahrt des weltweit ersten Wasserstoffzuges sein, der die Strecke Leipzig-Grimma Anfang 2019 für eine Testfahrt unter die Gleise nahm. Der deutsch-französische Hersteller Alstom hatte damals im Rahmen einer Deutschland-Tour sein bestes Pferd im Stall, den Coradia I-Lint, vorgestellt. Die blauen Triebwagen machten bei ihrer Einfahrt in den Grimmaer Bahnhof nicht nur optisch etwas her. Vor allem punkteten sie mit moderner Antriebstechnik, die eine teure Oberleitung überflüssig macht und für Berger den Beweis erbrachte, dass ein Anschluss ans S-Bahn-Netz technologisch möglich ist.

Die jetzt in Auftrag gegebene Studie erfolgt technologieneutral. Mögliche innovative Antriebe seien ohne Vorfestlegungen und unter Berücksichtigung sämtlicher Vor- und Nachteile zu betrachten, heißt es in der Ausschreibung. Im Fokus stehen dabei nicht nur Wasserstoff-, sondern auch batterieelektrische Züge. Neben der eisenbahnrelevanten Infrastruktur werden unter anderem die notwendige Energieversorgung, Betankungs- und Reparaturstandorte, aber auch Sicherheitsaspekte betrachtet. Fragen der Wirtschaftlichkeit – auch in Relation zur klassischen Elektrifizierung – spielen ebenso eine Rolle. Mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sitzt ein weiterer prominenter Verbündeter im Boot. Beim jüngsten Bürgerdialog in Grimma erklärte der Landeschef, er könne sich sogar einen Lückenschluss von Grimma nach Geithain über Colditz-Rochlitz vorstellen. „Damit hätte man gleichzeitig einen sinnvollen Brückenschlag zwischen den Trassen Leipzig-Dresden und Leipzig-Chemnitz.“ Auch wenn jetzt nicht die Zeit für derartige Großinvestitionen sei, schränkte Kretschmer ein, gelte es doch, die Bälle in der Luft zu halten und weitere Bündnisse für eine bessere Bahnbindung des ländlichen Raumes zu schmieden.

Quelle: LVZ Muldental vom 9.06.2020

Hilfe für Eltern in der Corona-Zeit

Eltern mit Verdienstausfällen können Anspruch auf Zusatzleistung prüfen.

Die Ausbreitung des Corona-Virus‘ stellt viele Familien vor große organisatorische und finanzielle Probleme: Eltern müssen wegen Kita- und Schulschließungen die Betreuung ihrer Kinder selbst organisieren, können ihrer Arbeit nicht in vollem Umfang nachgehen, sind in Kurzarbeit oder haben wegen ausbleibender Aufträge gravierende Einkommenseinbußen. Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey startet deshalb einen Notfall-KiZ für Familien mit kleinen Einkommen.

Die bereits bestehende Familienleistung Kinderzuschlag, kurz KiZ, unterstützt Familien, in denen der Verdienst der Eltern nicht für die gesamte Familie reicht. Der Wirkungsbereich des Kinderzuschlags wurde im vergangenen Jahr mit dem Starke-Familien-Gesetz ausgedehnt, etwa 2 Millionen Kinder sind anspruchsberechtigt, weil ihre Eltern kleine Einkommen haben. Pro Kind kann das monatlich bis zu 185 Euro zusätzlich bedeuten.

Bisher war das Durchschnittseinkommen der letzten sechs Monate die Berechnungsgrundlage. Für den Notfall-KiZ wird nun der Berechnungszeitraum deutlich verkürzt. Ab April müssen Familien, die einen Antrag auf den KiZ stellen, nicht mehr das Einkommen der letzten sechs Monate nachweisen, sondern nur das Einkommen des letzten Monats vor der Antragstellung. Diese Regelung soll befristet bis zum 30. September 2020 gelten.

Weitere Informationen unter:   http://www.notfall-kiz.de/

Bagger rollen eher an: Baustart für Belgershainer Turnhalle

Wetter begünstigt Beginn der Bauarbeiten / Richtfest Ende Juni geplant /Inbetriebnahme im August 2021 vorgesehen.

Belgershain. „Wir wollen schneller fertig werden als die Berliner mit ihrem Flughafen. Leider sind wir aber nicht so fix wie die Chinesen, die in 14 Tagen ein Krankenhaus bauen.“ Dem Belgershainer Bürgermeister Thomas Hagenow (parteilos) saß am Mittwochmorgen der Schalk im Nacken. Grund zur Freude hatte er allemal, konnte er doch den Baubeginn für die neue Turnhalle im Ort verkünden, die neben der alten errichtet wird.

Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Svend-Gunnar Kirmes und Landrat Henry Graichen (beide CDU) setzte er den ersten Spatenstich, nachdem die Kinder der benachbarten Grundschule die Eigenkomposition „Belgershainer Turnhalle, jetzt geht’s los – gemeinsam sind wir ganz groß“ gesungen hatten. Wegen des guten Wetters konnte die O.H.T. Hoch- und Tiefbau GmbH Ostrau vier Wochen eher loslegen als gedacht.

Dadurch wird das für Ende Juli geplante Richtfest laut Architekt Christian Strauß vielleicht um einen Monat vor verschoben. Er denkt, den Termin für die Inbetriebnahme halten zu können. Das wäre Anfang August kommenden Jahres.

„Zunächst lassen wir Fertigteilstützen aufstellen“, informierte Uwe Horn vom gleichnamigen Leipziger Planungsbüro. Zwischen ihnen würden die Fertigteilwände eingesteckt für die Halle mit ihren Innenmaßen von 36 mal 18 Metern und einer lichten Höhe von sieben Metern. Das Dach aus Trapezblech solle auf Holzbindern ruhen. Links und rechts würden die Trakte für Sanitär- und Umkleideräume sowie Sportgerätelager angesetzt. Insgesamt ergeben sich damit nach Angaben des Borsdorfer Architekturbüros Strauß Außenmaße von 37,20 mal 30,50 Meter und eine Höhe von 9,20 Metern.

Genutzt werden soll die neue Halle für den Schul- und Vereinssport. „Unsere Kinder werden den Bau freudig verfolgen“, sagte Schulleiterin Christine Gräfe. Kirmes freut sich für die Kleinen und das pädagogische Personal wie auch die Vereine; er betonte: „Aufgabe unserer Regierung ist es, den ländlichen Raum nicht zu vernachlässigen.“ Aus Sicht von Graichen funktioniert das öffentliche Leben, wenn eine Kommune wie Belgershain, deren Grundschülerzahl in den nächsten Jahren von 131 auf über 150 steigen werde, derart in Infrastruktur investiert.

Insgesamt hat sich das Projekt um ein Jahr verzögert. Hagenow äußerte nochmals Kritik an der Bürokratie, von der er sich ausgebremst fühlte, was zu einer Kostenerhöhung von 2,5 auf 2,7 Millionen Euro beitrug. Dankbar sei er dennoch, dass der Freistaat knapp 1,17 Millionen Euro hinzu gab und schließlich alle Baugenehmigungen im vergangenen März eintrafen.

Damals entschied sich die Kommune, nicht sofort loszulegen, sondern für die Ausschreibungen die günstigere Winterszeit zu wählen. Damit sollte vermieden werden, dass sich der Bau weiter verteuert. Schließlich muss die Gemeinde einen großen Eigenanteil finanzieren und dafür einen Millionenkredit aufnehmen. In der Bausumme enthalten ist der Abriss der verschlissenen Sporthalle aus den 1970er-Jahren. Dieses Gelände soll mit Grünflächen und Außensportanlagen gestaltet werden.

Von Frank Pfeifer. LVZ Muldental vom 6.02.2020

Bild: privat

v. links: Svend-Gunnar Kirmes MdL, Bürgermeister Thomas Hagenow, Landrat Henry Graichen

Muldentalbahn als Chance für das Muldental

„Eine sehr gute Nachricht für das Muldental. Ich freue mich, dass wir die Reaktivierung der Muldentalbahn im Koalitionsvertrag aufgenommen haben“, sagt Svend-Gunnar Kirmes, direkt gewählter Landtagsabgeordneter im Muldental, mit Blick auf den Koalitionsvertrag von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen. „Die CDU hält ihr Wort. Ein Wahlversprechen soll eingelöst werden und die Stärkung des ländlichen Raums wird gerade auch durch solche Vorhaben vorangetrieben.“

Mit der Wiederbelebung der Bahnlinie sollen die Städte im Muldental an die Metropolregion Mitteldeutschland besser angebunden werden. „Ich habe die Bemühungen des Colditzer Bürgermeisters um die Reaktivierung der Bahnstrecke gern unterstützt, weil hierin große Chancen für unsere Region liegen. Die Colditzer kämen zukünftig deutlich schneller und bequemer nach Leipzig zur Arbeit, Ausbildung oder kulturellen Veranstaltungen. Auch die lokale Wirtschaft kann von einer besseren Anbindung profitieren und für Fachkräfte interessanter werden.“

Im Hinblick auf die Verkehrswende in Deutschland und nachhaltige Maßnahmen für den Umweltschutz kann Kirmes weitere positive Aspekte für die Wiederbelebung der Muldentalbahn finden. „Die Bahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel kann mit bedarfsgerechten Angeboten dazu beitragen, den Individualverkehr zu reduzieren und den gesamten Öffentlichen Nahverkehr im Landkreis zu stärken. Wenn dies mit neuen, modernen Antriebsformen wie Wasserstoff geschieht, kann das Muldental ein Vorreiter für ganz Deutschland werden.“

„Ziel muss es nun sein, den Koalitionsvertrag und das Projekt „Muldentalbahn“ zeitnah mit Leben zu erfüllen und die Realisierung voranzutreiben“, blickt MdL Kirmes auf das weitere Vorgehen. „Der Koalitionsvertrag ist zwar auf fünf Jahre angelegt, aber je früher wir mit der Wiederbelebung der Muldentalbahn Nägel mit Köpfen machen, umso besser“.

Quelle Bild: www.muldentalbahntourismus.de

 

Rede zur Eröffnung des 7. Sächsischen Landtages am 1.10.2019

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich eröffne die erste Sitzung des 7. Sächsischen Landtages.

Gemäß Artikel 44 Abs. 3 der Verfassung des Freistaates Sachsen tritt der Landtag spätestens am 30. Tag nach der Neuwahl zusammen. Bekanntlich fand die Wahl am 1. September 2019 statt. Die vorgesehene Frist ist somit eingehalten.

Nach derselben Verfassungsbestimmung wird die erste Sitzung vom Alterspräsidenten einberufen und bis zur Wahl des Landtagspräsidenten geleitet. Das nach Lebensjahren älteste Mitglied des 7. Sächsischen Landtages bin ich, Svend-Gunnar Kirmes. Ich wurde am 19. November 1949 geboren, mein Geburtsort ist Altenburg. Seit mehr als 55 Jahren lebe ich in Leipzig, so dass ich mit Fug und Recht sagen kann: meine Heimat ist Sachsen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

am 27. Oktober 1990 – nach der Friedlichen Revolution – konstituierte sich das erste freigewählte Sächsische Parlament. 

In diesen Tagen wird landauf, landab in verschiedensten Formen jener Zeit vor 30 Jahren gedacht, in der die Menschen auf die Straße gegangen sind – für eine offene demokratische Ordnung in einem geeinten Deutschland. Menschen und Orte in Sachsen nahmen damals eine zentrale Rolle ein.

Wir können zum einen stolz auf die Erfolge sein, die fleißige und kluge Menschen seither in unserem Freistaat erreicht haben.

Zum anderen aber zeigt das Heute, dass Demokratie kein Selbstläufer ist, dass um sie gerungen, dass sie auch verteidigt und immer wieder in Erinnerung gerufen werden muss, was ihr Wesen ausmacht:  nämlich im Sinne des Gemeinwohls und für die Zukunft zu arbeiten. Für die Menschen, die in Sachsen ihre Heimat haben.

Mit diesem Appell darf ich Sie, meine Damen und Herren Abgeordnete des 7. Sächsischen Landtages, sehr herzlich in diesem hohen Hause begrüßen und beglückwünsche Sie alle zu Ihrer Wahl. Gleich, ob Sie zum ersten Mal in den Sächsischen Landtag gewählt worden sind oder erneut das Vertrauen erhalten haben, um Ihre Arbeit in diesem hohen Hause in der neuen Legislaturperiode fortsetzten zu können. Vor uns stehen große Herausforderungen, die sachbezogen und intelligent zu meistern sind.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

es mir eine sehr große Freude, dass viele Gäste aus Sachsens Gesellschaft zu unserer konstituierenden Sitzung erschienen sind.

Ich freue mich sehr, als Ehrengäste unserer heutigen konstituierenden Sitzung die Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs, Mitglieder der Staatsregierung,den Präsidenten des Sächsischen Städte- und Gemeindetages sowie Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften,ehemalige Abgeordnete und Repräsentanten des öffentlichen Lebens begrüßen zu können. Besonders herzlich begrüße ich auch die Bürgerinnen und Bürger, die an dieser Sitzung teilnehmen. Ich möchte es auch nicht verabsäumen, die Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen willkommen zu heißen.

Denn sie sind es, die mit ihrer Berichterstattung sachlich, sicher auch kritisch und – so ist es ethisch-politischer Auftrag – fair unsere Arbeit begleiten. Sie tragen als Vermittler eine hohe Verantwortung, Meinung, Wissen und Erkenntnisse in der Bürgerschaft mit zu formen. Medien können sehr erheblich zur sachlich grundierten politischen Bildung und des Diskurses beitragen.

Deshalb wünschte ich mir, dass künftig noch stärker Erreichtes und auch Gelungenes, für das wir in diesem hohen Hause nur die Rahmenbedingungen schaffen können, herausgestellt werde. Das finde ich wichtig, weil in den neuen globalen Herausforderungen und täglich neuen Turbulenzen, mitunter auch Hysterien den Menschen der Kompass abhanden zu kommen scheint. Um es klar zu sagen: es geht nicht um Lobgesänge, sondern um Vergewisserungen und den Abgleich, neue Ziele zu formulieren, Kraft und Kräfte zu mobilisieren für Zukunftsfähigkeit in einem möglichst breiten gesellschaftlichen Konsens. Schnelllebigkeiten und Hysterien verunsichern Menschen.

Ja, die Welt ist komplexer geworden, sehr individuelle Lebensstile prägen sich aus. Wirtschaftliche, soziale, gesellschaftliche Prozesse überlagern sich. Unsere Aufgabe als die Vertreter der Legislative in unserem Freistaat besteht darin, bei aller Individualisierung der Lebenswirklichkeit in demokratischer Weise den besten und machbaren Weg für die weitere Entwicklung in unserem Land für die Bürgerschaft zu gestalten.

Es ist unsere Aufgabe als Abgeordnete – nicht nur in diesem hohen Hause, sondern vor allem auch vor Ort in den Wahlkreisen – für unsere demokratische Werteordnung einzutreten. Das schließt den Grundsatz ein, gegen extremistische Bestrebungen konsequent mit ganzer Persönlichkeit einzutreten. Gerade hier liegt für uns und die Zivilgesellschaft eine vornehmliche Aufgabe.

Als ich vor 5 Jahren die erste Landtagssitzung der zurückliegenden Legislatur eröffnen durfte, habe ich Karl-Friedrich von Weizsäcker zitiert. Der Satz trifft auch heute zu und ich meine sogar, mehr denn je. Ich zitiere: „Das demokratische System, zu dem sich unser Staat bekennt, wurde auf der Überzeugung aufgebaut, dass man den Menschen die Wahrheit sagen kann. Wahrheit ist nicht einfach, aber sie zu äußern, macht glaubwürdig.“ 

Ich habe in meinen vielen Anwaltsjahren wie auch in den zurückliegenden 10 Jahren als Abgeordneter in meinem Wahlkreis immer wieder erfahren dürfen, dass Menschen mit Sachargumenten, mit einer ehrlichen Antwort umgehen und sich auseinandersetzen können. In jedem Falle besser als mit Versprechungen, denen es an Realitätssinn und Umsetzbarkeit fehlt.

Während der zurückliegenden Wahlkampfwochen haben wir erfahren müssen, wie schwierig eine sachliche und ausgewogene Auseinandersetzung war mit Problemen, die durchaus bestehen, oder mit Erwartungen von Menschen vor Ort. Für meinen Geschmack haben viel zu oft vermeintlich einfache, letztlich eher populistische Äußerungen bei Wählerinnen und Wählern verfangen. Es sind Gräben in der Gesellschaft aufgerissen und vertieft worden.  Diese ernst zu nehmen, in einen sachlichen Diskurs zuführen, ist dringender Auftrag an uns alle.

Unsere Arbeit in den Fraktionen, den Ausschüssen und in den Plenarsitzungen muss davon bestimmt sein, ohne ideologische Scheuklappen, ohne fest gefügte Blöcke die für die Entwicklung unseres Landes beste, sachgerechte und nachhaltige Entscheidung zu treffen.

Wir alle sind freigewählte Parlamentarier, die allein ihrem Gewissen und dem Wohle unserer sächsischen Bevölkerung verpflichtet sind.

Wir sind als Abgeordnete gefordert, die Herausforderungen zu bewältigen, die uns die politischen, wirtschaftlichen, finanziellen Umstände bereithalten werden.

Sachsen ist, was seine Kultur, seine wirtschaftliche Entwicklung, Staatshaushalt und Wissenschaft wie auch die Bildung anlangt, im Konzert der Bundesländer mehr als nur anerkannt. Dahinter steht das Werk vieler Menschen, die in unserem Land leben – als Facharbeiter oder Handwerker, als Wissenschaftler oder Ingenieur, als Lehrer oder Kulturschaffender, als Landwirt oder IT-Spezialist, als Existenzgründer oder Kreativer, als Arzt oder Pflegekraft in sozialen Berufen. Damit sie alle sich weiter entwickeln und gut im Freistaat leben können, müssen wir für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen.

Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen,

natürlich gehören Auseinandersetzungen und Streitbarkeit zum Parlamentsalltag. Darin spiegelt sich letztendlich das Ringen um eine Lösung, um den möglichst besten Weg wider.

Lassen Sie uns – trotz verschiedener Ansichten – unsere Arbeit für die nächsten fünf Jahren mit etwas Gelassenheit, vor allem aber in Würde, Sachlichkeit, menschlichen und kollegialen Umgang beginnen.

Ich danke Ihnen.

Bild: privat