Tandem-Modell soll Oberschulen sichern

Kultusministerin Brunhild Kurth plädiert in Colditz für Erhalt der Bildungseinrichtungen im ländlichen Raum.

Von Robin Seidler
Colditz. “Was ihr hier habt, ist riesig. Ich habe heute viel Kreativität und Kompetenz herausgehört, Hut ab davor. Das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann.” So lobte am Donnerstagabend fast zum Schluss einer Podiumsdiskussion in der Sophienschule der Schauspieler Hendrik Duryn die Verantwortlichen. In der Fernsehserie “Der Lehrer” glänzt der Hauptdarsteller eher mit ungewöhnlichen pädagogischen Methoden, um seine Schüler zu zügeln. Nun bekamen er und gut 150 Interessierte beim Besuch der sächsischen Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) einen Einblick in die Schulpolitik des Freistaats.
Andreas Horn, Leiter der Colditzer Bildungsstätte, stellte zu Beginn den Alltag, die verschiedenen Angebote sowie Kooperationen und Erfolge seines Hauses vor. In der Diskussionsrunde ging Lehrerin Simone Priemer unter anderem auf die Rezertifizierung des Qualitätssiegels ein. Die Ministerin zeigte sich beeindruckt – vor allem von der hohen Anzahl der anwesenden Schüler.
Nachdem sie vor wenigen Tagen mit dem Vorstoß in Erscheinung getreten war, in den Grundschulen des ländlichen Raumes jahresübergreifende Klassen zu bilden, kam sie nach Colditz mit einer Idee für Oberschulen. “Schule ist Standortfaktor. Wir können definitiv nicht in eine Schulschließungswelle übergehen”, erklärte sie und schlug Kooperationen zwischen Schulen im ländlichen Raum mit einem sogenannten Tandem-Modell vor. Kurth: “Das heißt, dass zwei nah zueinander liegende Oberschulen durchaus eine gemeinsame Schulleitung haben können.”
Andererseits seien derzeit im Colditzer Fall 25 Anmeldung für eine fünfte Klasse notwendig, damit das Moratorium greift. “An dieser Zahl ist auch nicht zu rütteln”, betonte die Ministerin. Kritik kam auf, dass jener Wert kaum variabel sei; der Klassenteiler müsse im ländlichen Raum herabgesetzt werden. Laut dem Leiter der Regionalstelle Leipzig der Sächsischen Bildungsagentur, Ralf Berger, ist das eine Frage der Abwägung. “Man muss dabei sinnvoll mit Lehrerressourcen umgehen. Es gibt aber durchaus Differenzierungsmöglichkeiten”, meinte er.
Die ehrenamtliche Mitarbeiterin des Fördervereins der Sophienschule, Sonja Schilde, brachte einen weiteren Punkt in die Diskussion ein. “Ich bin dafür, dass auch bei den weiterführenden Schulen Schulbezirke eingerichtet werden, um so die Standortsicherheit zu gewährleisten”, erklärte sie. Bürgermeister Matthias Schmiedel (parteilos) bekräftigte ihre Meinung: “Im ländlichen Raum wären Schulbezirke ganz gut. Wir sind jahrelang in einen Konkurrenzkampf geraten, den niemand wollte. In einem Unterzentrum wie Colditz braucht man allerdings eine Oberschule. Wir liegen hier an der äußersten Grenze des Landkreises.”
Von der Idee der Einführung von Schulbezirken zeigte sich die Kultusministerin hingegen nicht angetan. “Das würde die Freiheit einengen”, konterte sie. Kurth schlug den Verantwortlichen der Sophienschule vor, regelmäßig an einem runden Tisch Gespräche zu führen, mit welchem Konzept die Einrichtung in die Zukunft gehen will.
Zudem werde sie sich bemühen, dass die Zukunft der sächsischen Oberschulen nicht nur ein Wahlkampfthema ist, sondern unter der neuen Regierung nach der Landtagswahl im August schnell die entsprechenden Beschlüsse gefasst werden. Vorschläge dazu könnten durchaus noch von den einzelnen Schulen eingebracht werden.

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LVZ Muldental vom 07.06.2014

Bilder: privat

Kirmes wechselt die Perspektive

Bereits zum 6. Mal haben die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege die Vertreter  der Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Medien für einen Tag in soziale Einrichtungen zur Mitarbeit eingeladen. Auch in diesem Jahr nahm der CDU-Landtagsabgeordnete Svend-Gunnar Kirmes an dieser Aktion teil. Im Einsatz war er im AWO Kinder- und Jugendhaus in Bad Lausick.   Das AWO Kinder- und Jugendhaus  (KJH) versteht sich als eine Verbindung von betreuten Freizeitangeboten und der gezielten pädagogischen Entwicklung der Persönlichkeit der jugendlichen Besucher. Das KJH betätigt sich in den Bereichen der außerschulischen Jugendbildung, insbesondere der allgemeinen, sozialen und kulturellen Jugendbildung. Arbeitswelt-, schul- und familienbezogenen Jugendarbeit, Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit sowie die Kinder- und Jugenderholung sind ebenso ein Teil seiner Arbeit. Dabei bildet die Möglichkeit der Freizeitgestaltung in den Räumen des KJH die Grundlage für die Durchführung pädagogischer Maßnahmen.

Im Gespräch mit Jugendlich hat sich gezeigt, dass die Angebote gerne angenommen werden, was wohl nicht zuletzt auf engagierte Arbeit der Sozialpädagogin und Leiterin Frau Voigt zurückzuführen ist. Ich konnte tatsächlich eine andere Perspektive an diesem Tage einnehmen und erfahren,“- so Kirmes.

Schule=Schüler=Zukunft

Was bedeutet Schule, was muss oder soll sie leisten gerade auch im ländlichen Raum? – Zum Gespräch darüber wird am Donnerstag (5. Juni 2014) um 17 Uhr in die Colditzer Sophienschule eingeladen. Ansichten werden durch prominente Menschen eingebracht und zur Diskussion mit Colditzern gestellt: Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth, vom Regierungshause aus für Bildung zuständig, der Schuldirektor Andreas Horn, CDU-Landtagsabgeordneter Svend-Gunnar Kirmes und Schauspieler Hendrik Duryn. Er spielte den Lehrer in der gleichnamigen RTL-Serie, die mit ihrem sozialkritischen Charakter den Deutschen fernsehpreis 2009 gewann.  Ob seine TV-Perspektive mit der lokalen Wirklichkeit übereinstimmt, wird sicher eine Rolle spielen.

Motto der Veranstaltung ist „Schule = Schüler = Zukunft“ und spielt durchaus auch auf die Colditzer Vor-Ort-Situation an.  Neben Vertretern einheimischer Unternehmen, Lokalpolitikern, Eltern- und Schülersprecher werden auch der Chef der Sächsischen Bildungsagentur sowie Experten für Berufsorientierung erwartet.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

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