„Innovativer Nahverkehr ist der beste Green Deal für Sachsen“

„Die Pläne des Zweckverbandes für die zukünftige Anbindung Grimmas an das mitteldeutsche S-Bahn-Netz sollen nun endlich Gestalt annehmen, wie aus der LVZ zu entnehmen war. Es wird auch Zeit, dass unsere Bemühungen, Grimma als das Oberzentrum im Muldental an einen attraktiven Nahverkehr anzuschließen, nun voran kommen sollen. Bereits die Unterstützung des Landes für die von Colditz ausgehenden Bestrebung die alte Muldentalbahn wieder zu aktivieren ist ein wichtiges Zeichen für die Region und stärkt den ländlichen Raum“, ist der  Landtagsabgeordnete Svend-Gunnar Kirmes (CDU) über die positiven Entwicklungschancen erfreut. „In Anlehnung an das gemeinsame Projekt des Landkreises und des ZNVL wünsche ich mir, dass das Muldental mit diesen beiden Projekten  weiter „in Fahrt“ kommt.“

“Die LVZ berichtete in ihrem Lokalteil über Pläne des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) für die Ausschreibung des Nahverkehrs ab 2025 den Einsatz innovativer Verkehrs- und Antriebstechnicken zu prüfen. Die Verlagerung des Individualverkehrs von der Straße auf die Schiene, gerade in Ballungsgebieten um die großen sächsischen Städte, wie zwischen Leipzig und Dresden ist das beste Mittel zu einem effektiven Umweltschutz“, ist Kirmes von der Notwendigkeit eines attraktiven ÖPNV-Angebotes für den Umwelt- und Klimaschutz überzeugt.

“Die Idee des Wasserstoffantriebes finde ich besonders reizvoll, zumal sich der Freistaat Sachsen und seit kurzem auch die Bundesregierung für diese bisher unterschätzte Energie- und Antriebsform stark machen wollen. Sollte das Muldental dafür als Modellregion oder gar als Vorbild  in ganz Deutschland dienen, wäre das ein absoluter Imagegewinn für die Region“, ist Kirmes überzeugt. „Dafür werde ich weiterhin auch  auf Landesebene stark machen.“

 

 

 

Kommt jetzt der Wasserstoffzug?

 

Der ZVNL hat eine Studie in Auftrag gegeben, um auf der Strecke Leipzig-Grimma-Döbeln sowie weiteren Abschnitten alternative Antriebe einzusetzen.

Landkreis Leipzig/Grimma. Die Forderung nach einer besseren ÖPNV-Anbindung für Grimma ist hinlänglich bekannt. Jetzt sieht Oberbürgermeister Matthias Berger (parteilos) erstmals Licht am Ende des Tunnels. „Grimma bekommt 2025 endlich einen S-Bahn-An-schluss“, verkündete der Stadtchef nach Gesprächen mit dem Zweckverband für den Nah-verkehrsraum Leipzig (ZVNL). Seit Jahren gibt es Bestrebungen, die ehemalige Kreisstadt ans mitteldeutsche S-Bahn-Netz anzuschließen. „Bisher ist dazu schon vieles erklärt und angekündigt worden. Aber jetzt haben wir die Situation, dass sich diese Vision erstmals manifestiert.“ Bestellt wird der Verkehr auf dem Gleis vom ZVNL. Der Verband, so Berger, habe jetzt konkrete Beratungsleistungen für die Vorbereitung des Einsatzes innovativer Antriebe im Mitteldeutschen Revier ausgeschrieben. Es gehe darum, mit dem nächsten Fahrplanwechsel weitere Klimaschutzziele zu erreichen. Dafür sollen die bisher mit Dieselfahrzeugen bediente Strecke Leipzig-Grimma-Döbeln betrachtet werden, ebenso der Abschnitt Grimma-Groß-bothen-Colditz-Rochlitz. Innovative Lösungen wollen die Akteure auch auf einer weiteren Strecke – der Verbindung Leipzig-Zeitz-Gera – befördern. Hiervon würde maßgeblich die Stadt Pegau profitieren, die ebenfalls seit Jahren um eine bessere Zuganbindung kämpft.

Von der neuen Untersuchung erhofft sich der ZVNL schon bis September eine umfassende Entscheidungsgrundlage für den Einsatz innovativer Antriebe. Spätestens jetzt haben damit konkrete Vorplanungen für die 2025 anstehende Neuausschreibung der Verkehrsleistungen begonnen. Für Matthias Berger ist dabei zweitrangig, welche technologische Lösung am Ende verfolgt wird. „Auf jeden Fall geht es in Grimma um einen 30-Minuten-Takt, der uns endlich das Label S-Bahn beschert.“ In Erinnerung dürfte vielen noch die Fahrt des weltweit ersten Wasserstoffzuges sein, der die Strecke Leipzig-Grimma Anfang 2019 für eine Testfahrt unter die Gleise nahm. Der deutsch-französische Hersteller Alstom hatte damals im Rahmen einer Deutschland-Tour sein bestes Pferd im Stall, den Coradia I-Lint, vorgestellt. Die blauen Triebwagen machten bei ihrer Einfahrt in den Grimmaer Bahnhof nicht nur optisch etwas her. Vor allem punkteten sie mit moderner Antriebstechnik, die eine teure Oberleitung überflüssig macht und für Berger den Beweis erbrachte, dass ein Anschluss ans S-Bahn-Netz technologisch möglich ist.

Die jetzt in Auftrag gegebene Studie erfolgt technologieneutral. Mögliche innovative Antriebe seien ohne Vorfestlegungen und unter Berücksichtigung sämtlicher Vor- und Nachteile zu betrachten, heißt es in der Ausschreibung. Im Fokus stehen dabei nicht nur Wasserstoff-, sondern auch batterieelektrische Züge. Neben der eisenbahnrelevanten Infrastruktur werden unter anderem die notwendige Energieversorgung, Betankungs- und Reparaturstandorte, aber auch Sicherheitsaspekte betrachtet. Fragen der Wirtschaftlichkeit – auch in Relation zur klassischen Elektrifizierung – spielen ebenso eine Rolle. Mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sitzt ein weiterer prominenter Verbündeter im Boot. Beim jüngsten Bürgerdialog in Grimma erklärte der Landeschef, er könne sich sogar einen Lückenschluss von Grimma nach Geithain über Colditz-Rochlitz vorstellen. „Damit hätte man gleichzeitig einen sinnvollen Brückenschlag zwischen den Trassen Leipzig-Dresden und Leipzig-Chemnitz.“ Auch wenn jetzt nicht die Zeit für derartige Großinvestitionen sei, schränkte Kretschmer ein, gelte es doch, die Bälle in der Luft zu halten und weitere Bündnisse für eine bessere Bahnbindung des ländlichen Raumes zu schmieden.

Quelle: LVZ Muldental vom 9.06.2020